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AutorenbildThomas Gawlitta

Wie KI die Kreislaufwirtschaft revolutioniert

Von Dr. Patrick Bergmann, Geschäftsführer Madaster Germany


Eine Welt ohne Abfall – das ist die Vision von madaster, dem Materialkataster. Wie kann das funktionieren? Einen wichtigen Beitrag dazu kann die Kreislaufwirtschaft leisten. Das Konzept ist zunächst recht einfach: Die in Gebäuden verbauten Materialien werden dokumentiert und können so bei Umbau oder Abriss an anderer Stelle wiederverwendet werden. Doch was zunächst relativ simpel klingt, ist in der Realität immer noch mit einigen Hürden verbunden. Zu einer der größten Herausforderungen zählt die fehlende Datengrundlage, denn nach wie vor gestaltet sich die Digitalisierung, die Grundlage für die Dokumentation der Gebäude, schleppend. Doch hier kann dank neuester Entwicklungen der Einsatz Künstlicher Intelligenz unterstützen.  


Ein Blick auf den Status Quo 


Viele Unternehmen arbeiten inzwischen mit Hochdruck daran, ihre Immobiliendaten zu digitalisieren und beim Neubau auf detaillierte Material- und Bauteildokumentation zu achten. Ersteres bedeutet jedoch, dass analoge Bestandsdaten sukzessive gescannt und digital verfügbar gemacht werden – eine zeitintensive Arbeit. Zudem fehlen gerade bei in die Jahre gekommenen Bestandsbauten häufig die erforderlichen Unterlagen. Hier greift eine relativ neue Entwicklung von madaster auf KI-Basis: Diese ergänzt nicht nur fehlende Daten zu dem jeweiligen Gebäude, sie wertet ältere Bestandsgebäude komplett aus. Grundlage für diese Bewertungen sind vergleichbare Gebäude und die dort verbauten Materialien.  


Bei aktuellen Projektentwicklungen und deren Planungen werden glücklicherweise verstärkt “digitale Zwillinge” entwickelt: Das Gebäude wird inklusive aller verbauten Materialien digital dargestellt. Mithilfe dieser Anwendungen wird also nicht nur das Handling deutlich vereinfacht und führt somit zu einer deutlichen Zeit- und Kostenersparnis, sondern vielmehr bietet es die Möglichkeit Immobilien, urbane Räume und Infrastrukturprojekte als „Rohstoffbanken“ zu nutzen. Dabei lernt die madaster-Plattform von neu hochgeladenen Projekten und wendet diese auf alte Bestandsgebäude ohne Daten an.


Ein Blick in die Zukunft 


Durch die neuen Möglichkeiten, mithilfe der KI die fehlenden Daten von Bestandsgebäuden zu ergänzen und dem verstärkten Einsatz digitaler Zwillinge ist die Grundlage für eine „digitalisierte Bau- und Immobilienbranche“ geschaffen. Nun gilt es, dieses Potenzial zu nutzen.  


Warum dabei auch die Politik eine wichtige Rolle spielt? Unter anderem, da der Gebäudesektor und somit die Immobilienwirtschaft eine zentrale Rolle bei der Erfüllung der EU-Klimaziele spielen: Die Errichtung und Bewirtschaftung von Gebäuden aller Art sind aktuell für rund 40 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Zeit, aktiv zu werden!  


Doch noch tut sich die Branche mit der Digitalisierung schwer – und das ohne bösen Willen. Es fehlt viel mehr die Initialzündung, um sich dem Thema zu widmen. Diese könnte durch klare politische Vorgaben zum Umgang mit und der Digitalisierung von Daten sowie der Verpflichtung, sich mit der Zirkularität verwendeter Stoffe auseinanderzusetzen, gezündet werden.  

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