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AutorenbildThomas Gawlitta

Vollbremse für die energetische Sanierung: Was jetzt zu tun ist

Von Marcus Dietmann, Architekt und Energieeffizienzexperte, Mitgründer von 42watt


Die Förderstopps der Bundesregierung sind kurzfristig der Super-GAU für die energetische Sanierung. Sie betreffen nicht nur Hauseigentümer:innen und Energieberater:innen, sondern auch die deutschen Klimaziele. Denn die hängen ganz wesentlich auch vom CO2-Ausstoß des Gebäudesektors ab.


Nach der Hängepartie im Sommer 2023 versprach die Verabschiedung der GEG-Novelle („Heizungsgesetz“) im September zumindest einen Hauch von Planungssicherheit. Doch die ist jetzt mit den Förderstopps wieder dahin. Alle Gewerke stehen Gewehr bei Fuß, um die Verpflichtungen aus dem GEG zu erfüllen. Aber eine fundierte Beratung, die nachhaltig trägt, ist derzeit im Prinzip nicht möglich. Das ist ein Problem, denn das GEG zwingt ja viele Hauseigentümer:innen zum Handeln. Da stellt sich die berechtigte Frage: Wer soll das bezahlen?


Unsicherheit auf Eigentümer- und Beraterseite


Verständlich, dass der Markt verstimmt ist. Zum einen sind da die vielen sanierungswilligen Eigentümer:innen, die aufgrund der höheren Förderung das Jahr 2024 abgewartet haben – nur um jetzt zu erfahren, dass sie doch nicht in der angekündigten Höhe kommt. Viele warten ab, vereinzelt sind Trotzreaktionen in Form kurzfristiger Förderanträge oder eine komplette Abkehr von klimaneutralen Wärmeerzeugern zu beobachten.


Zum anderen weiß aktuell auch sonst niemand genau, wie es mit der Förderung für Hauseigentümer:innen weiter geht. Selbst Energieeffizienzexpert:innen oder Fachplaner:innen können aktuell keine verlässliche Aussage darüber treffen, was nun kurzfristig die richtige Entscheidung ist. Eine erste Erleichterung wird es geben, wenn auslaufende und neu startende Förderprogramme nicht mehr in der bisherigen Form zum Jahreswechsel aufeinandertreffen.


Das hat übrigens auch mit den hohen Anforderungen an die Hauseigentümer:innen für den Fall zu tun, dass eine neue Heizung eingebaut werden muss. Die Wärmepumpe ist im Einfamilienhaus bei ordentlicher Planung in den Betriebskosten praktisch immer günstiger als eine fossile Heizung. Zudem macht die Förderung die Wärmepumpe in der Anschaffung um ein Vielfaches attraktiver. Für die richtige Auslegung sind hier aber die Energieberater:innen wichtig. Und das per Gesetz: Laut GEG soll eine Beratung durch die Expert:innen verpflichtend sein, wenn sich Menschen für den Neueinbau einer fossilen Heizung entscheiden. Doch noch liegen keinerlei Informationen dazu vor, wie es mit dieser Pflicht nun weitergeht.


Auf Dauer geht kein Weg am Klimaschutz vorbei


Angesichts dieser Hiobsbotschaften könnte man nun in Verzweiflung ausbrechen. Doch es gibt gute Gründe dagegen.


Erstens ergibt eine holistische Beratung besonders in unsicheren Zeiten Sinn. Eine energetische Sanierung ist nunmal kein Zwei-Wochen-Projekt, sondern entfaltet ihre Wirkung langfristig – sowohl was die (laufenden) Kosten als auch was die Auswirkungen aufs Klima angeht. Hauseigentümer:innen sollten ihre Sanierungsplanung daher trotz Haushaltssperre oder Förderstopps fortsetzen. Die Details wird es in der Regel abzuwarten gelten. Grundlegende Schritte können aber schon heute in Angriff genommen werden.


Zweitens: Die Klimaziele werden nicht verschwinden. Sie sind nicht nur Gesetz, sondern auch Jahrhundertaufgabe. Ob mit oder ohne kurzfristige Förderung: Allein die Kosteneinsparungen werden den Weg in eine klimaneutrale Zukunft ebnen. Und das bedeutet für alle Beteiligten: Raus aus der Schockstarre, rein in die langfristige Planung.



https://www.linkedin.com/in/dietmann-marcus/
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