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AutorenbildThomas Gawlitta

„Klimaschutz ist kein Nice to have, sondern ein Business Case“

Dr. Patrick Bergmann, Geschäftsführer Madaster Deutschland


Die Bauwirtschaft ist eine der ressourcenintensivsten Branchen weltweit. Um diese Belastung zu verringern, gewinnt die Kreislaufwirtschaft zunehmend an Bedeutung. Kreislaufwirtschaft bedeutet, dass Materialien und Bauteile nach ihrer Nutzungsdauer nicht einfach entsorgt, sondern wiederverwendet oder recycelt werden. Auf diese Weise können wertvolle Ressourcen geschont und der CO2-Fußabdruck von Gebäuden deutlich reduziert werden. Klimaschutz.


Genau hier setzt Madaster Germany GmbH an. Das Unternehmen bietet eine digitale Plattform, auf der alle Materialien und Bauteile eines Gebäudes erfasst und bewertet werden. Diese Transparenz ermöglicht es Architekten, Bauherren und Investoren, von Anfang an Materialien im Hinblick auf ihre spätere Wiederverwendung auszuwählen und die Gebäude entsprechend zu planen. So entsteht ein geschlossener Kreislauf, der nicht nur die Umwelt schont, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bringt.


Wie lässt sich diese Theorie in der Praxis anwenden?


Um den Prozess zu erklären, nehmen wir ein reales Beispiel eines unserer Partner: 

JOHNNY Architecture bezeichnet sich selbst als klassisches Architekturbüro. In der Vergangenheit haben sie Kitas, Turnhallen, Büros, aber auch Mehrfamilienhäuser geplant und umgesetzt. Ganz so klassisch sind die zwei neuesten Projekte, die sie derzeit in Bremen umsetzen, jedoch nicht. Gemeinsam mit einem Joint Venture-Partner entwickelt JOHNNY Architecture zwei Kindertagesstätten. Erstmals agieren sie dabei auch selbst als Projektentwickler und Bauherr. Der Baubeginn soll bereits im nächsten Jahr erfolgen, und ein Jahr später sollen die neuen Flächen an bis zu 160 Kinder und ihre Erzieher übergeben werden.


In der Hansestadt zeigen sie, dass Klimaschutz nicht nur ein „Nice to have“, sondern ein echter Business Case für die Immobilienwirtschaft ist. Dafür gehen sie selbst ein Risiko ein. Schon in der Planungsphase setzen sie dabei auf höchstmögliche Transparenz und Wirtschaftlichkeit. Die Grundlage bildet ein BIM-Modell. Alle Fachplaner, die am Projekt mitwirken, arbeiten am gleichen Modell. Die Gebäudetechnik soll so weit wie möglich reduziert werden.


Eine Kalkulation über den gesamten Lebenszyklus 


Die Bauqualität soll beherrschbar bleiben und sich auf Wesentliches konzentrieren. „Wir möchten mit den Projekten nichts neu erfinden, sondern bestehende Konzepte zu einem Ganzen kombinieren. Wir recherchieren zu einfachem Bauen, Lowtech-Bauweisen, zirkulären Konstruktionen und CO2-bewusstem Bauen. Dafür arbeiten wir eng mit Experten zusammen, die auf diesen Gebieten bereits viel Erfahrung gesammelt haben“, erklärt Jon Steinfeld, Geschäftsführer von JOHNNY Architecture. So werden auch die Kinder selbst als Heizkörper bilanziert, was gleichzeitig Energie spart.


Die Bewertung der Gebäude erfolgt über 35, 50 und 80 Jahre, wobei sich die Qualität des Baus, die Reduzierung der Technik und die Zirkularität ableiten. Eine besondere Innovation in den beiden Kita-Projekten ist das wirtschaftliche Modell hinter den Bauwerken: Der Businessplan und die Mietverträge basieren auf den Lebenszykluskosten und dem Klimakonzept. Für den Endinvestor ergibt sich daraus eine praxisnahe Kalkulation, die auch den Bewirtschaftungszeitraum berücksichtigt.


Zirkularität als Motor der Ökologie 


„Wir können den Standard der Projekte in der Höhe setzen, die wir als Bauherr für richtig erachten. Und das bedeutet für uns klimaneutral aus allen Perspektiven“, meint Steinfeld. Das heißt jedoch nicht, dass es keinen wirtschaftlichen Mehrwert bietet. Ein Kernelement dieser Verbindung ist die Zirkularität der Projekte. Die beiden Kitas werden so geplant, dass die Bauten Zweit- und Drittnutzungen ermöglichen und offene, wenig komplexe Schnittstellen für Veränderungen bieten. Schon in der Planungsphase wird die Wiederverwendbarkeit und Rückbaubarkeit der Gebäude berücksichtigt. Dafür wird auch die Demontage geplant und anhand des BIM-Modells dokumentiert. Dadurch entsteht ein Gebäuderessourcenpass, der dem Endinvestor zur Verfügung gestellt wird.


Für die Zirkularität arbeitet JOHNNY Architecture eng mit Madaster zusammen. „Wir wollen alle guten Werkzeuge nutzen, die sich uns bieten. Madaster läuft bei den Projekten parallel mit und soll sich neben den klassischen Themen wie Kosten- und Terminmanagement als Routine in allen Prozessen weiter etablieren“, erklärt Steinfeld.


Fazit


Madaster Germany steht im Zentrum einer Entwicklung in der Bauwirtschaft: Kreislaufwirtschaft in Kindertagesstätten. JOHNNY Architecture setzt in Bremen zwei Kitas um, die nicht nur CO2-neutral sind, sondern auch die Wiederverwendung von Materialien bei zukünftigen Demontagen ermöglichen. Dabei spielt Madasters digitale Plattform eine entscheidende Rolle. Sie schafft die nötige Transparenz, um Materialien im Hinblick auf ihre spätere Nutzung auszuwählen und die Gebäude entsprechend zu planen. So entsteht ein geschlossener Materialkreislauf, der Ressourcen schont und den ökologischen Fußabdruck der Kitas minimiert. Dieses Projekt unterstreicht nicht nur die Machbarkeit von nachhaltigem Bauen, sondern zeigt auch den konkreten Beitrag, den Madaster für eine ressourcenschonende Zukunft der Branche leisten kann.

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