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AutorenbildThomas Gawlitta

Jede Kommune muss einen Beitrag zum Klimaschutz leisten

Von Dr. Patrick Bergmann, Geschäftsführer Madaster Deutschland


Der Gebäudesektor gilt als Schlüssel für die Energiewende in Deutschland, schließlich werden in diesem Bereich prozentual die höchsten CO2-Emissionen ausgestoßen. Um den Ausstoß dauerhaft zu reduzieren und sämtliche Gebäude in Deutschland klimagerecht aufzustellen, müssen jedoch alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Dazu zählen auch die Kommunen, die in Deutschland einen signifikanten Anteil aller Immobilien verwalten und vermieten. Vor allem durch den engen Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie der lokalen Wirtschaft haben sie eine direkte Zugriffsmöglichkeit auf die bebaute Umwelt. Schon längst sind Klimaschutz und die damit verbundenen Maßnahmen ein fester Bestandteil der kommunalen Verwaltung geworden.


Richtung Kreislauf: Der nächste Schritt zur Nachhaltigkeit


In ganz Deutschland stellen sich Städte und Gemeinden daher diesen Herausforderungen: Von der Material- und Ressourceneffizienz bis hin zum Bestandserhalt. „Jede Kommune muss klar sein, dass sie einen Teil zum Klimaschutz beitragen muss“, meint Richard Reischl, Erster Bürgermeister der Gemeinde Hebertshausen. Die Gemeinde hat rund 6.000 Einwohner und gehört zum Landkreis Dachau. Hebertshausen hat bereits in der Vergangenheit einen Schwerpunkt auf die Themen Bauen, Energie und Nachhaltigkeit gelegt, nun möchte die Kommune den nächsten Schritt gehen und noch stärker die Verantwortung für verbaute Rohstoffe in den Fokus rücken. Vor allem die „Enkelfähigkeit“ von Entscheidungen steht immer mehr im Vordergrund.


Immer häufiger wird dabei das Thema Kreislauffähigkeit diskutiert, das anderen Nachhaltigkeitszielen wie der Produktion von Ökostrom oder der energieeffizienten Sanierung von Gebäuden entgegensteht. Bürgermeister Reischl äußerte beispielsweise Kritik an der mangelnden Recyclingfähigkeit der Rotorblätter von Windkraftanlagen und der Dämmung von Bestandsgebäuden mit Styropor.


Die Rolle der Digitalisierung: Der Weg zu nachhaltiger Entwicklung


Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle bei der Erleichterung der Nachhaltigkeit und ist ein treibender Faktor für die Kreislaufwirtschaft. Digitale Plattformen bieten Werkzeuge zur Verfolgung und Bewertung von Materialien während des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Dies ermöglicht eine effiziente Ressourcenverwaltung und reduziert den CO2-Ausstoß erheblich. Durch die Integration von Umweltdaten können Eigentümer umfassende Informationen über die Kreislauffähigkeit, den CO2-Fußabdruck und die Zusammensetzung ihrer Immobilien erhalten.


Transparenz und Bürgerbeteiligung durch Digitalisierung


Transparenz ist entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Digitale Plattformen ermöglichen es, Bürger zu informieren und einzubinden, was die Akzeptanz und die Effizienz bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen erhöht. Plattformen wie Madaster bieten Lösungen, um die Materialeinsätze zu dokumentieren und den gesamten Gebäudebestand digital zu erfassen. Dies fördert nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch die wirtschaftlichen Vorteile durch reduzierte Energiekosten und einen höheren Immobilienwert.


Hebertshausen geht voran


Mit Alexandra Niedenhoff konnte die Gemeinde eine Fachfrau im Bereich „Zirkuläres Bauen“ nach Hebertshausen holen. Seit Mitte 2023 ist sie kaufmännische Vorsitzende der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft sowie des KU Energie. Mit beiden Unternehmen treibt sie die Aktivitäten der Gemeinde im Bereich Kreislaufwirtschaft voran. „Unter anderem soll der kommunale Gebäudebestand im Sinne der ‚Kommune als Rohstofflager‘ betrachtet werden. Dafür setzt Hebertshausen auf eine zirkuläre und wiederwendbare Materialität und eine bewusste Wahl der Hersteller der Ressourcen und Baumaterialien. Wir wollen nachfolgenden Generationen einen werthaltigen Bestand hinterlassen“, sagt Niedenhoff.


Dafür bringt Alexandra Niedenhoff auch ihre langjährigen Partner mit nach Hebertshausen. „Madaster kenne ich bereits seit den Anfangstagen in Deutschland. Wir haben in der Vergangenheit bereits erfolgreich zusammengearbeitet. In meiner neuen Funktion war deshalb schnell für mich klar, dass ich nun auch auf kommunaler Seite zusammenarbeiten möchte“, erklärt Niedenhoff. Bereits nach wenigen Tagen im neuen Job sprach sie den Bürgermeister auf die Idee einer Zusammenarbeit an. Der hatte großes Vertrauen.


Erfolgsgarant Bürgerbeteiligung


Von Anfang an bezogen Niedenhoff und Reischl auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde ein. „Über unser Mitteilungsblatt ‚Steinbock‘ geben wir regelmäßige Updates aus dem Rathaus. Wir liefern Informationen über unseren Materialeinsatz und das Thema nachhaltiges Bauen. Zum Beispiel haben wir verschiedene Blühflächen in der Gemeinde angelegt und haben den Bürgern an öffentlichen Plätzen gezeigt, wie eine solche Fläche angelegt wird. Gleichzeitig haben wir in diesem Zusammenhang kleine Päckchen mit Samen verschenkt, die sehr gut ankamen. Nur wer informiert ist, kann sich auch einsetzen“, erklärt der Bürgermeister. Die Bürger der Gemeinde reagierten positiv und ebneten den Weg für eine schnelle Erfassung des Gebäudebestands im digitalen Materialkataster. Nach wenigen Wochen sind bereits alle 20 Gebäude der Gemeinde erfasst. Damit ist Hebertshausen ein echter Vorreiter und die erste Kommune in Deutschland, die sämtliche Baumaterialien digital zusammengetragen hat. In Zukunft soll auch der Tiefbau folgen. Zudem will man Privateigentümer dazu motivieren, sich zu beteiligen. „Bislang werden die Möglichkeiten von vielen Bürgern noch unterschätzt, doch wir sind zuversichtlich, ein Umdenken bewirken zu können“, sagt Niedenhoff.


Fazit


Kommunen spielen eine entscheidende Rolle im Kampf gegen den Klimawandel, besonders im Gebäudesektor, der einen großen Anteil an CO2-Emissionen verursacht. Durch gezielte Maßnahmen und die Förderung von Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung können sie nachhaltige Veränderungen vorantreiben und zukünftigen Generationen eine lebenswerte Umwelt sichern.

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