Von Thomas Gawlitta, Gründer DMREx
Sarah, für Dich gibt es nur Bestand, Bestand und nochmals Bestand. Warum magst Du keinen Neubau?
Das ist richtig, auf Bestand muss man schon Bock haben! Aber besonders, weil wir uns aus Klimaschutzgründen keinen mehr leisten können, und wir genug ungenutzte Bestandsgebäude besitzen, die wir nutzerorientiert revitalisieren müssen, um neuen Lebensraum zu schaffen. Nur so kommen wirtschaftliche und gesellschaftliche Verantwortung zusammen, die gebaute Umwelt wird reaktiviert und CO2 sowie Ressourcen werden eingespart. Deswegen ist unser Credo: Das nachhaltigste Gebäude, das erschaffen werden kann, ist das Bestehende zu erhalten und so zu transformieren, dass es für die Zukunft nutzbar ist.
Was treibt Dich an?
Wir verfolgen mit Greyfield kein höher, schneller, weiter… also keine Wachstums-, sondern eine Ewigkeitsstrategie. Damit waren wir vor über zehn Jahren, die es uns gibt, die „Geisterfahrer“ der Immobilienbranche. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Eine ganze Branche hat sich dem nachhaltigen Weg verschrieben, und so sind wir keine Geisterfahrer mehr, sondern Vorreiter, was das Thema Bauen im Bestand und nachhaltige Immobilienprojektentwicklung angeht. Das macht uns stolz, denn wir freuen uns, dass wir die Branche ein Stück weit zum Umdenken angestoßen und zum Handeln bewegt haben.
Und ihr habt sogar einen neuen Verband zu dem Thema gegründet?
Genau. Wir haben Mitstreiter gefunden und im Februar den Verband für Bauen im Bestand (BiB) gegründet. Damit bündeln wir Kompetenzen und treten für ein gemeinsames, umfassendes und lebenszyklusbasiertes Verständnis von Bauen im Bestand an. Alle Gründungsmitglieder sind sich einig, dass die Lösung vieler Probleme im Bestand liegt. Der Verein hat zum Ziel, diesem Thema eine Stimme zu geben. Sie ist notwendig, um zielgerichtet und wegweisend die entscheidenden Fortschritte und Marktstandards für den Bestand zu gewährleisten, die für die Erreichung der Klimaziele und Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesrepublik notwendig und sinnvoll sind.
Kann sich jeder Eurem Verband anschließen, der das Thema Bestand unterstützen möchte?
Auch hier gilt: Es geht uns nicht um höher, schneller, weiter, da wir an qualitativen Mitstreitern interessiert sind, die verstanden haben, dass wir uns in einem Wandel befinden und diesen mitgestalten wollen. Das heißt, unser Ziel ist es nicht der größte Verband zu werden, sondern ein wegweisender und Mehrwertstiftender für die Branche.
Was hast Du Dir für die Zukunft auf die Fahnen geschrieben?
Unsere Ewigkeitsstrategie kommt aus dem ursprünglichen Nachhaltigkeitsdenken. Für uns ist es das Größte, einen wichtigen Beitrag für die Zukunft unserer Welt zu leisten und genau dieser Gedanke treibt mich jeden Morgen. Mit der Gründung des Verbandes ist es längst nicht getan. Erst jetzt beginnt die richtige Arbeit, um das Bauen im Bestand so einfach wie möglich zu machen und die Weichen entsprechend zu stellen, so dass unsere gebaute Umwelt wieder an Wertschätzung erfährt.
Und ganz zum Schluss die Frage: Welches ist Dein Lieblingsgebäude?
Fasziniert hat mich bisher jedes Bestandsgebäude, welches voller Potenziale steckt, die einem förmlich zurufen und auffordern, sie herauszuarbeiten. Entscheidend ist für mich dabei immer, aus vermeintlich profanen oder komplett abgerockten Immobilien einzigartige und charakterstarke Gebäude zu kreieren. Daher ist mein Lieblingsgebäude jedes, an dem alle vorbeifahren und sagen „das geht nicht“. Genau da geht mein Herz auf!
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