Thomas Gawlitta, Gründer Gawlitta.com
Die Immobilienbranche trägt einen erheblichen Anteil zur globalen Treibhausgasemissionen bei, insbesondere durch den Energieverbrauch für Heizung, Belüftung und Beleuchtung von Gebäuden. Dass eine große Herausforderung darin besteht, den CO2-Fußabdruck der Immobilienwirtschaft zu reduzieren, ist spätestens seit der Überarbeitung der EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) wieder ein heiß diskutiertes Thema. Umso wichtiger ist es, dass die Immobilienbranche ihren Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leistet, um langfristige Umweltauswirkungen zu verringern.
Immobilien können eine Vielzahl von Umweltbelastungen verursachen, sowohl während des Bauprozesses als auch während des Betriebs. Der CO2-Fußabdruck für Immobilienunternehmen bezieht sich auf die Menge an Treibhausgasemissionen, die durch die Nutzung und den Betrieb von Gebäuden verursacht werden. Diese stammen hauptsächlich aus dem Energieverbrauch für Heizung, Belüftung und Beleuchtung. Der Einsatz von fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas für die Energieerzeugung trägt ebenso dazu bei. Einige Schätzungen zeigen, dass Gebäude für etwa 40% der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. In entwickelten Ländern tragen Gebäude sogar noch mehr zur Treibhausgasemissionen bei, da der Energieverbrauch pro Quadratmeter höher ist.
Unternehmen können ihren CO2-Fußabdruck durch Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung, den Einsatz erneuerbarer Energien und die Verringerung des Energieverbrauchs reduzieren. Einige Beispiele dafür sind die Dämmung von Gebäuden, die Installation von energiesparenden Beleuchtungssystemen und die Verwendung von Solarenergie. Auch der Einsatz von Proptech bzw. intelligenten Gebäudetechnologien, die den Energieverbrauch überwachen und steuern können, kann helfen, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Gehen wir einmal näher auf die einzelnen Maßnahmen ein.
Dämmung von Gebäuden: Durch die Dämmung von Wänden, Dächern und Fenstern kann der Wärmeverlust reduziert und somit der Energieverbrauch gesenkt werden.
Energieeffiziente Beleuchtung: Der Einsatz von energiesparenden Leuchtmitteln und die Verwendung von automatischen Schaltungen und Bewegungsmeldern kann den Stromverbrauch reduzieren.
Erneuerbare Energien: Der Einsatz von erneuerbaren Energien wie Solarenergie, Wärmepumpen und Biomasse kann dazu beitragen, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren.
Intelligentes Gebäudemanagement: Durch die Verwendung von intelligenten Gebäudetechnologien wie Gebäudeautomatisierungssystemen kann der Energieverbrauch überwacht und gesteuert werden.
Darüber hinaus kann es einen verstärkten Schwerpunkt auf die Verwendung von Elektrofahrzeugen und öffentlichen Verkehrsmitteln in Immobilienentwicklungen geben sowie die Förderung von fußgänger- und fahrradfreundlichen Gemeinden.
Umdenken statt Nachdenken
Immobilienunternehmen müssen nun damit beginnen, die gesamte Bandbreite dieser Maßnahmen zu berücksichtigen. Bei der Entwicklung neuer Projekte sollte sowohl die Energie, die für den Betrieb eines Gebäudes erforderlich ist, als auch die Energie, die für den Abriss und Bau benötigt wird, gleichermaßen bewertet werden. Dies ist in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen. Die Verringerung der Kohlenstoffemissionen erfordert eine grundlegende Änderung des Ansatzes bei der Planung von Gebäuden. Das heißt, wenn eine Energieeffizienzmaßnahme während des Betriebs nicht mehr Kohlenstoff ausgleicht, als zu ihrer Herstellung verbraucht wurde, sollte die Maßnahme überdacht werden.
Andere Bereiche, wie die Verbesserung der strukturellen Effizienz, haben das Potenzial, den CO2-Fußabdruck erheblich zu reduzieren. Forschungsprojekte der Industrie, darunter das vom britischen Engineering and Physical Sciences Research Council (EPSRC) finanzierte Projekt Minimising Energy in Construction (MEICON), haben gezeigt, wie ineffiziente Überplanung zu Gebäuden geführt hat, bei denen die Hälfte des Baumaterials unnötig und verschwenderisch gewesen ist.
Jede Verringerung der Kohlenstoffemissionen muss durch Änderungen an bestehenden Gebäuden sowie durch eine Anpassung des Entwurfsansatzes bei Neubauten erreicht werden. Durch eine vollständige Bewertung aller Arten von Energie, die in die Entwicklung neuer Gebäude und die Nachrüstung bestehender Gebäude investiert werden, kann die Verringerung des betrieblichen Energiebedarfs sowie die in der Konstruktion oder Renovierung des Gebäudes verbrauchte Energie erreicht werden.
Neue Ansätze für die Immobilienbranche
Auf den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie gemünzt, können innovative Ansätze im Gebäudebau in vielen Bereichen Anwendung finden. Von der digitalen Baustelle bis hin zu neuen Recyclingmethoden von Baustoffen nach dem Abriss. Diese Ansätze können dazu beitragen, die Effizienz, Nachhaltigkeit und Sicherheit im Bauprozess zu verbessern. Einige Beispiele für förderfähige Innovationen im Gebäudebau sind die Verwendung von energieeffizienten Baumaterialien, die Anwendung von BIM-Technologien (Building Information Modeling) zur Optimierung der Baustellenorganisation, die Überwachung von Lieferketten und Baufortschritt mit Hilfe von Software, sowie die Entwicklung von Recycling- und Wiederverwendungsmethoden für Baustoffe.
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