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AutorenbildThomas Gawlitta

Diversität für die Dekarbonisierung der Lieferkette

Aktualisiert: 27. Nov. 2023

Von Lara Obst, Mitgründerin und Geschäftsführerin von THE CLIMATE CHOICE


Klimaschutz und Diversität sind im Trend. Unternehmen, die diese beiden Themen nicht in ihr Leitbild integriert haben, sind heute nicht mehr salonfähig. Häufig werden die beiden großen Themenkomplexe allerdings getrennt betrachtet. Unternehmen bilden Arbeitsgruppen für Klimaschutz, und stellen Beauftragte für Diversität ein. Dass CO2 Reduktion und Parität nicht getrennt voneinander bearbeitet werden können, ist vielen Unternehmen dabei nicht bewusst. Aber: Diversität ist ein Schlüsselfaktor, um die Klimatransformation der Wirtschaft erfolgreich umzusetzen. Menschen mit unterschiedlichen Herkünften, mit unterschiedlichem Geschlecht und unterschiedlichen Erfahrungen können erheblich dazu beitragen, die Dekarbonisierung, also die Reduktion des CO2 Ausstoßes, in sämtlichen Lieferketten-Prozessen voranzutreiben - Dekarbonisierung der Lieferkette.


Wie genau funktioniert das?

Parität ist hier das zentrale Stichwort. In den 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen sind immer noch nur 15,6% Frauen im Vorstand. In kleineren Unternehmen fällt die Quote ähnlich gering aus. Das ist nicht nur in Bezug auf Gender-Gerechtigkeit problematisch, sondern auch für den Klimaschutz. Sandra Broschat, Mitgründerin von Futurewoman.de, dem Netzwerk für Nachhaltigkeits-Expertinnen, erklärt es wie folgt: „Der weibliche Blickwinkel und die weibliche Expertise sind von essenzieller Bedeutung im Kampf gegen die Klimakrise. Es ist die größte Herausforderung unserer Zeit, wir können es uns schlicht nicht leisten, 50 % des Know-Hows nicht aktiv zu nutzen. Eine Schlüsselrolle haben weibliche Führungskräfte, da sie sich laut Studien im Vergleich zu Männern besonders engagiert und konsequent für die Umsetzung von Klimamaßnahmen einsetzen.”

Zahlreiche Studien (u. a. UN Women & Global Gender and Climate Alliance) geben Broschat recht: Frauen in Führungspositionen treiben engagierter und effektiver Maßnahmen gegen den Klimawandel voran als der Großteil ihrer männlichen Kollegen. Bei ihren Entscheidungen stellen sie außerdem das Wohlergehen ihrer Mitmenschen stärker in den Vordergrund. Das spiegelt sich auch in der Politik wider: Laut einer Studie der Curtin University (2019) verabschieden nationale Parlamente mit einem höheren Frauenanteil strengere Klimagesetze. Die Förderung von Frauen kann somit die Klimatransformation entscheidend voranbringen. Männer können von ihren weiblichen Kolleginnen lernen, denn letztendlich kann die Klimakrise nur gemeinsam bekämpft werden.


Gleichberechtigte Zusammenarbeit aller Unternehmen entlang der Lieferketten


Diversität bedeutet, dass alle Beteiligten ohne Einschränkungen gleichberechtigt in die Klimatransformation eingebunden werden. Dieses Prinzip darf nicht nur inner-unternehmerisch gelten, sondern muss als informelles Gesetz auch in Zusammenarbeit zwischen Unternehmen gelten. Das ist besonders wichtig, denn für mindestens 90% der Gesamtemissionen von Unternehmen sind die Lieferketten verantwortlich.

Um eine Dekarbonisierung voranzutreiben ist die Zusammenarbeit mit sämtlichen Lieferanten entscheidend. Gar nicht so einfach, denn in Bangladesch, Brasilien oder Indien ist die Klimatransformation noch lange nicht so weit vorangeschritten wie in Europa. Es ist die Aufgabe von Unternehmen des globalen Nordens, die bereits die Möglichkeit hatten sich zu industrialisieren, das Klima durch Überkonsum zu strapazieren und Klimaschutz zu lernen, Partner-Unternehmen in weniger entwickelten Ländern an ihren Erfahrungen teilhaben zu lassen. Lieferketten müssen zu Bildungsprozessen werden: gemeinsames Lernen steht hier an oberster Stelle.

Die Herausforderung von Scope 3 meistern

Scope 3 ist die dritte Kategorie des internationalen Berechnungsprotocols GHG, um die Treibhausgasemissionen eines Unternehmens festzustellen. Während sich die ersten beiden Säulen, oder auch Scopes genannt, auf direkte und indirekte Emissionen des Unternehmens beziehen, die direkt von diesem kontrolliert und beeinflusst werden können, beschäftigt sich Scope 3 mit den komplexeren Emissionen, nämlich diesen, die in der Wertschöpfungskette entstehen. Diese Emissionen zu messen ist wichtig, um mögliche Emissions-Hotspots in der Lieferkette ausfindig zu machen und Klimarisiken in der Wertschöpfung zu senken. Denn was bringen dem Klima deutsche Nachhaltigkeitssiegel, wenn unzählige Emissionen im Prozess der Wertschöpfung ausgestoßen werden und Lieferanten nicht auf dieselben Ziele eingestimmt sind?


Scope-3 Messungen und ganzheitliche Lieferantendaten sind schwieriger zu erfassen, aber nicht unmöglich. Transparenz und der gegenseitige Zugang zu klimarelevanten Daten aus der Lieferkette ist hier der entscheidende Faktor. Denn nur wenn alle Lieferanten entlang der Wertschöpfungskette im gleichen, klimakompatiblen Boot sitzen, und mit einem gemeinsamen Datenrahmen arbeiten, können CO2-Emissionen tatsächlich reduziert werden.

Dank Globalisierung und Technisierung gibt es auch für diesen Prozess Werkzeuge. Entscheidungsträger nutzen für diesen Prozess spezialisierte Software-Tools wie die Climate Intelligence Platform von THE CLIMATE CHOICE. Sie bietet Unternehmen von der Datenerfassung bis zum Monitoring und Engagement alles, um eine strukturierte Zusammenarbeit mit Lieferanten an Klimazielen zu ermöglichen. Über die Softwareplattform können sie auf eine Vielzahl von extern auditierbaren Unternehmensrisiko- und Emissionsdaten zugreifen und ihre Lieferanten auf dem Weg der Dekarbonisierung unterstützen. Mit einem solchen datengetriebenen Ansatz lassen sich Informationen sowie Erkenntnisse über Best Practices mit den Lieferanten austauschen. Zudem werden Benchmarks mit anderen Unternehmen sowie praktische Schritte zur Verbesserung sichtbar.


So kompliziert die Dekarbonisierung der Wertschöpfungskette auch scheint: sie ist nicht nur möglich, sondern unverzichtbar. Die Einbindung von Frauen in Führungspositionen ist hier ein entscheidender Faktor, da sie nicht nur verstärkt auf klimaschützende Maßnahmen setzen, sondern inklusiv arbeiten. Klimagerechtigkeit und Gender-Gerechtigkeit gehen Hand in Hand. Es ist höchste Zeit, nach diesen Gerechtigkeiten zu streben. Gemeinsam, divers, heute.

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